Staatsangehörigkeit und Rassismus
Rechtsdiskurse und Verwaltungspraxis in den Kolonien Eritrea und Deutsch-Ostafrika (1882–1919)
Nicola Camilleri
Global Perspectives on Legal History 19
Frankfurt am Main: Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie 2021. XIV, 302 S.
Online-Ausgabe: Open Access (PDF-Download, Lizenz: Creative Commons CC BY 4.0 International)
Druckausgabe: 23,94 € (Print on Demand bei ePubli)
ISSN 2196-9752
ISBN 978-3-944773-36-0
eISBN 978-3-944773-37-7
Zitatlink für die Online-Ausgabe: http://dx.doi.org/10.12946/gplh19
Das Buch bietet eine vergleichende Analyse der Geschichte der kolonialen Staatsangehörigkeit in den italienischen und deutschen Kolonialreichen auf der Grundlage einer eingehenden Untersuchung Eritreas und Deutsch-Ostafrikas. Diese beiden Kolonien stellen die zwei Fallstudien der Untersuchung dar, die nicht nur die Produktion von überwiegend in der Metropole konzipierten Rechtstexten, sondern auch deren Ausführung und die administrative Praxis kolonialer Staatsangehörigkeit in den Blick nimmt. Es handelt sich um einen Beitrag zur Institutionengeschichte, die auch soziale und kulturelle Hintergründe in globalhistorischer Perspektive berücksichtigt.
Die Geschichtsschreibung zum europäischen Kolonialismus hat oft die Unterscheidung zwischen metropolitanen Staatsbürgern und kolonialen Untertanen als wesentliches Merkmal kolonialer Herrschaft betont. Diese Trennung existierte auch in Eritrea und Deutsch-Ostafrika. Tatsächlich haben Italiener und Deutsche ihren rechtlichen Status dort behalten, während die einheimische Bevölkerung von der metropolitanen Staatsangehörigkeit ausgeschlossen wurde. Diese Politik gründete auf der Annahme, dass die einheimische Bevölkerung der Kolonien auf einem niedrigeren Niveau in Bezug auf ihre Rasse und Zivilisation stand und daher nicht den metropolitanen Staatsbürgern gleichgestellt werden konnte. Schließlich galt gerade die Überwindung dieser Kluft als Aufgabe der Kolonialmission und wurde zur legitimierenden Ideologie des europäischen Kolonialismus. Durch diesen Fokus auf die koloniale Staatsangehörigkeit in Eritrea und Deutsch-Ostafrika befasst sich das Buch mit einem zentralen Thema des europäischen Kolonialismus und dessen diskriminierender Natur.
Der Unterschiede zwischen den beiden ostafrikanischen Regionen bewusst, stellt das Buch einen innovativen deutsch-italienischen Vergleich an, indem es zwei Territorien betrachtet, die gleichzeitig als Kolonien etabliert und von zwei im europäischen Vergleich ‘späten’ Kolonialmächten regiert wurden. Die vergleichende Untersuchung berücksichtigt daher die metropolitanen Kontexte des Königreichs Italien und des Deutschen Kaiserreichs und die kolonialen Kontexte Eritreas und Deutsch-Ostafrikas. In diesem zwischen Europa und Afrika liegenden Raum wird der Bevölkerung vor Ort besondere Aufmerksamkeit geschenkt, vor allem Akteuren lokaler Herkunft.
Das Buch stellt einen Beitrag zur Globalgeschichte des europäischen Kolonialismus samt seiner Rechtsstrukturen und gesellschaftlichen Auswirkungen dar. Die Darstellung der Facetten von Staatsangehörigkeit in der kolonialen Vergangenheit lässt auch Fragen der Zugehörigkeit in der postkolonialen Gegenwart in neuem Licht erscheinen.
Inhalt
XI Vorwort
1 Einleitung
19 Kapitel I
Die Gründung der Colonia Eritrea und die Staatsangehörigkeit ihrer Bewohner
55 Kapitel II
Die Gründung Deutsch-Ostafrikas und die Rechtsverhältnisse der Kolonialbevölkerung
91 Kapitel III
Die Gesetzgebung zur Staatsangehörigkeit zwischen Kolonien und Metropolen
159 Kapitel IV
Einbürgern und Ausschließen in den Kolonien Eritrea und Deutsch-Ostafrika
207 Kapitel V
Staatsangehörigkeit und Familienverhältnisse
257 Fazit und Ausblick
265 Quellen und Literatur
297 About the Author