Das Konzil von Trient als normative Ressource in Brasilien (19. Jh.)
Band 23 der Global Perspectives on Legal History erschienen
Wie wurde das Konzil von Trient genutzt, um Probleme der kirchlichen Verwaltung im brasilianischen Kaiserreich während der Regierungszeit von Pedro II. (1840–1889) zu lösen? Traditionell wird das Tridentinum in jener Zeit als rigides normatives Regelwerk interpretiert, das im Kampf der Ultramontanisten gegen Liberale eingesetzt wurde. Dagegen wirft diese Studie einen Blick auf die alltägliche Verwaltungspraxis. Sie zieht eine Vielzahl von Quellen aus den Archiven des Staatsrats (Brasilien) und der Konzilskongregation (Heiliger Stuhl) heran. Anna Clara Lehmann Martins’ Analyse dieser Praktiken – in den Worten der Autorin: dieses „Gewebe des Gewöhnlichen“ – zeigt das Tridentinum als eine recht formbare Ressource in den Händen von Klerikern, Bürokraten und Juristen, die in einem Szenario von mehrstufigem Regierungshandeln und Multinormativität moduliert wird.
Anna Clara Lehmann Martins hat mit dieser Arbeit an der Universidade Federal de Minas Gerais (UFMG) in Rechtswissenschaften und an der Universität Münster in Neuerer und Neuester Geschichte binational promoviert (Cotutelle). Sie hat ihre Dissertation im Rahmen der Max-Planck-Forschungsgruppe „Die Regierung der Universalkirche nach dem Konzil von Trient“ unter der Leitung von Benedetta Albani am mpilhlt erarbeitet.