Rechtsgeschichte – Legal History 32 (2024)
Die jüngste Ausgabe der Institutszeitschrift Rechtsgeschichte – Legal History (Rg) versammelt wieder exzellente Forschungsbeiträge und meinungsstarke Rezensionen zu rechtshistorisch relevanten Themen aus Deutschland und der Welt.
Drei Aufsätze widmen sich der Rechtsgeschichte der Sklaverei in Früher Neuzeit und Moderne. Carlo Bersani rekonstruiert den europäischen juristischen Diskurs zu servi und personae (16.–18. Jahrhundert). Matilde Cazzola blickt auf die Abschaffung der Sklaverei in der Britischen Karibik. Tamar Herzog analysiert Aspekte der von der atlantischen Geschichte geprägten Historiographie zur Rechtsgeschichte der Sklaverei.
Auf welche Weise Juristen traditionelle Wissensbestände in ihre Zeit übersetzten und damit auch koloniale Realitäten zu erfassen versuchten, analysiert Christiane Birrs Recherche-Beitrag. Sie zeigt, wie Gregorio López‘ vielgenutzte Glossierung der mittelalterlichen Siete Partidas durch Rückgriff auf scheinbar altes Wissen Antworten auf neue Probleme in den iberischen Imperien des 16. Jahrhunderts fand. Auf ganz andere Quellen der Rechtsgeschichte Lateinamerikas weisen Paola Revilla Orías und Pablo Quisbert Condori hin. Sie führen in die lokalen Archive und das Normativitätswissen indigener Gemeinschaften im ‚Plurinationalen Staat‘ Bolivien ein.
In seinem Beitrag zum frühneuzeitlichen Reichshofrat fragt Tobias Schenk, inwieweit unser Blick noch immer vom Paradigma der Staatlichkeit geprägt ist. Er plädiert für eine praxeologische und wissensgeschichtliche Erforschung der Höchstgerichte im Alten Reich. Andrew J. Harding schließlich legt eine Fallstudie zum Rechtstransfer in der Welt des common law vor, den Six Widows‘ case vom Beginn des 20. Jahrhunderts in Singapur.
Zwei Marginalien schließen den Band ab. Paul Kahn kommentiert kritisch ein Kapitel zum multicultural state aus der in diesem Jahr publizierten Cambridge History of Latin American Law in Global Perspective; Erk Volkmar Heyen schreibt über Treppen als Schauplätze geschlechtsspezifischer Verherrlichung und Verurteilung, und öffnet den Blick für die Rechtsästhetik. So fiel die Entscheidung für das Bildstrecken-Motiv der gedruckten Ausgabe leicht: Treppen in allerlei Gestalt, die aus verschiedenen Epochen und Weltregionen stammen.
Rechtsgeschichte — Legal History 32 ist ab sofort als Printausgabe über den Verlag Vittorio Klostermann erhältlich sowie online im Open Access über die Webseite der Zeitschrift.