Rechtswissenschaft im Dritten Reich: Die Karriere von Josef Esser

17. Juni 2024

Josef Esser prägte als Rechtstheoretiker, Rechtsdogmatiker und Rechtsvergleicher die juristischen Debatten der Nachkriegszeit nachhaltig. Seine Konzepte des Richterrechts und der Rechtsfindung sowie sein Schuldrechtslehrbuch fanden internationale Anerkennung und beeinflussten viele Juristengenerationen. Allerdings ist sein Wirken während des Nationalsozialismus bisher kaum erforscht. Das Forschungsprojekt von Susanne Paas beleuchtet Essers Karriere zwischen 1933 und 1949 und bietet damit exemplarische Einsichten in die Karrierewege von Rechtswissenschaftlern in dieser Zeit.

Dabei wird die veränderte Universitätsstruktur, das neue Berufungsverfahren, Antisemitismus und Diskriminierung in der Wissenschaft sowie praktische Herausforderungen wie Papier- und Schreibmaschinenmangel während des Krieges untersucht. Diese Kontextualisierung ist wichtig im Hinblick auf die Gesetzeslage in Deutschland, die seit 2022 vorschreibt, dass juristisches Wissen unter Auseinandersetzung mit den Unrechtsregimen der deutschen Diktaturen vermittelt werden muss. Dies soll die Studierenden sensibilisieren und die Anfälligkeit juristischer Ideen für politische Ideologisierung aufzeigen.

Das Projekt „Der unbekannte Josef Esser“ trägt dazu bei, diese historische Lücke zu schließen und das Verständnis für die Entstehungsbedingungen juristischer Ideen im Nationalsozialismus zu vertiefen.

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